Beim Redigieren dieser Ausgabe hatte ich mehr als je zuvor das Gefühl, dass ein internationales Journal wie JoSTrans an der Spitze der Entwicklung der Übersetzungswissenschaft steht. In den vergangenen paar Jahren ist die Zahl der Vorschläge dramatisch angestiegen und das thematische Profil der eingereichten Texte ist dem Interesse an der inzwischen angekommenen Disziplin entsprechend größer geworden. Interessengebiete sind aufgetaucht, die bestimmte Trends und Interessen wiederspiegeln oder ihnen zuvorkommen. Der Enthusiasmus für Themen wie Übersetzungstechnologie oder (Multi)mediaübersetzung war zeitweilig besonders bemerkenswert, aber eine Erweiterung des Themenspektrums der Fachübersetzung ist ebenfalls auffällig. Vor zehn Jahren bezog sich die Fachübersetzung hauptsächlich auf die Fächer Jura, Medizin und Technik. Die gegenwärtige Ausgabe zeigt jedoch, dass es heute viele weitere Gebiete gibt, von der Bildung zur Berufsethik, von der Bibliometrie bis zur Qualitätskontrolle.
Die 23. Ausgabe ist mit Beiträgen aus Belgien, Kanada, China, Finnland, Frankreich, Polen, Spanien, Schweden und Großbritannien auch besonders multinational. Obwohl es kein übergreifendes Thema gibt, sind bestimmte Trends erkennbar. Es gibt drei Themenbereiche: Übersetzung und Technologie (Garcia, Jimenez, Flanagan, Alonso, Salmi und Koponen, Mariana, Cox und Melby); audiovisuelle Übersetzung (Pedersen, Caniato, Crocco and Marzo, Pan, Gonzales Vera, Sánchez, Szarkowska und Jankowska); der letzte Teil beinhaltet Beiträge zur Übersetzung juristischer und medizinischer Texte sowie zur Übersetzerausbildung. (Ruiz Rosendo und Conniff, Pietrzak, Munoz Miquel). Zum ersten Mal seit zwei Jahren gibt es auch einen Beitrag im Translator’s Corner: Barbara McClintock erörtert die umstrittene Übersetzung des Zivilgesetzes von Quebec.
Die Interviews sind ein weiterer Bereich, den JoSTrans offensichtlich weiterentwickelt hat. Weitgehend aus technischen Gründen waren die ersten Interviews kurz. Das Feedback von Zuschauern und Lesern ergab jedoch, dass ein großes Interesse an differenzierteren Programmen bestand, besonders für akademische und Ausbildungszwecke, wie zum Beispiel Tim Coopers Video zur Terminologie, das im letzten Januar herauskam. Es ist eine abgerundete Einführung in das Fach, die sowohl bei Fernkursen als auch in Seminaren gut anzukommen scheint. In dieser Ausgabe benutzt das Interview mit Jean-François Cornu ein ähnliches Format und gibt differenzierte Einsichten in die technische, kulturelle und historische Entwicklung der Medienübersetzung in Frankreich.
Wie immer ist auch diese Ausgabe das Ergebnis der Kooperation vieler Spezialisten im Beruf oder an der Universitӓt, sowohl innerhalb des JosTrans Teams als auch in der weiteren Gemeinschaft der Übersetzungswissenschaftler die zwar wächst, aber ihren kooperativen Geist beibehält. Wir hoffen, dass dieser Geist der Zusammenarbeit in den Seiten und Bildern dieser vielseitigen Ausgabe spürbar ist.
Lucile Desblache
Übersetzung: Liselotte Brodbeck